Manchmal ist alles zu viel: Die Brotkrümel in der Küche, die getragenen Socken im Schlafzimmer, der geöffnete Lippenstift im Bad, von der Zahnpasta reden wir gar nicht erst und alles, was im Haus nachgefüllt werden muss, hast sowieso du im Blick. Und dann kommt er nach Hause und greift als erstes zur Zeitung. Oder sie ist da und zieht sich mit einem Schmöker zurück.
Das ist doch zum aus der Haut fahren, oder? Und dann platzt du auch und machst deinem Unmut Luft, ganz unspezifisch, gerne verallgemeinernd, „Immer musst du…“, „Nie kümmerst du dich…“, „Immer machst du…“. Schon sind wir bei einer Art der Kommunikation, die in jeder Sprache so holprig und unangenehm klingt, wie sie eben ist: dem Nörgeln, auf Englisch to beef or to bellyache, auf Französisch geindre oder chipoter sur qc.
Aargh. Das bist du eigentlich gar nicht, oder? Eigentlich bist du meistens entspannt und gelassen, kommunizierst offen und lösungsorientiert, lässt andere Meinungen gelten und schätzt deinen Partner, deine Partnerin. Aber jetzt ist er/sie Schuld an allem, und das sagst du auch ganz deutlich, überdeutlich. Das verpestet die Stimmung. Wenn es sehr häufig geschieht, dann nimmt das die Leichtigkeit im häuslichen Miteinander, und die Liebe kann nicht mehr schwingen. Manchmal verschwindet sie sogar.
Deshalb lohnt ein Blick auf die wahren Gründe, warum du nörgelst. Denn mit Fehlern, Schuld oder Unzulänglichkeiten deines Partners, deiner Partnerin hat das meistens gar nichts zu tun.
Der eine Grund ist folgender: Du bist mit dir selbst unzufrieden. Irgendetwas stimmt nicht in deinem Leben, du hast dich selbst verloren, lebst nicht mehr nach deinen Vorstellungen und Werten, bist nicht im Einklang mit dir selbst. Manchmal erkennt man selbst das aber nicht und manchmal ist es einfach bequemer, die Schuld dem Anderen zu geben, als bei sich selbst Veränderungen in Angriff zu nehmen.
Der andere Grund ist, dass du insgeheim den/die Andere um seine oder ihre innere Einstellung beneidest. Einfach etwas liegen zu lassen – das geht doch gar nicht! Nichts zu tun, sondern sich um sein Wohlbefinden zu kümmern – furchtbar, wenn das alle machen würden! Verantwortung auch einmal leicht nehmen – wo kommen wir denn dahin! Aber eigentlich… hättest du all das gerade bitter nötig, denn es ist einfach alles zu viel. Das spürst du unterschwellig, wenn dein Partner, deine Partnerin mal Fünfe gerade sein lässt. Und insgeheim beneidest du sie/ihn um seine Einstellung des laissez faire.
So ist das Nörgeln ein Zeichen, dass du dich um dich selbst kümmern solltest. Deine Bedürfnisse und Wünsche, dein Wohlbefinden, deine Vorstellungen. Den inneren Schweinehund überwinden, der dir immer sagt, du musst dies, du musst das. Was macht dein Partner anders, wo lässt er Dinge einfach laufen? Fass dir ein Herz und lerne von ihr/ihm.
Du nörgelst, weil der Andere alles falsch macht? Im Grunde macht er doch sehr viel richtig.
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