Tipps für jedes Kindesalter und auch für konfliktreiche Trennungen
Das Thema bewegt (fast) alle Eltern, die an Trennung denken: In welchem Alter verkraften Kinder eine Trennung am besten? Sollst du noch ein paar Jahre in deiner Beziehung bleiben und aushalten, um deinen Kindern eine Familie zu bieten? Oder darfst du dich trennen? Und wenn ja, spielt das Alter deiner Kinder dabei eine Rolle? Befürchtest du vielleicht eine schwierige Trennung und hast Sorge, dass du deine Kinder nach einer Trennung seltener siehst? Und dass eure Verbundenheit und gegenseitige Liebe schwinden?
Eine Trennung mit Kindern hat immer zwei wichtige Aspekte: zunächst gilt es, eine Entscheidung für oder gegen eine Trennung zu treffen und dann – im Falle einer Trennung – deine Kinder je nach Altersstufe bestmöglich zu begleiten. In diesem Artikel gebe ich dir Hilfestellungen für beide Aspekte und auch für konfliktreiche Trennungen.
Teil Eins: Eine Trennung mit Kindern entscheiden
Kinder sind für die meisten Eltern das wichtigste Thema bei einer Trennung: Du willst dein Kind vor Enttäuschungen bewahren. Du willst verhindern, dass es durch eine Trennung psychischen und emotionalen Schaden erleidet. Du willst dein Kind vor dem Schicksal „Trennungskind“ oder „Scheidungskind“ schützen. Du willst ihm das Nest und die Geborgenheit bieten, die du selbst in deiner Ursprungsfamilie hattest – oder gerade nicht hattest. Du hast einen Beschützerinstinkt und willst nur das Beste für dein Kind.
Daher ist insbesondere das Alter, in dem Kinder eine Trennung am besten verkraften, sehr oft Thema in meinen Coachings, aber auch in den Zuschriften, die ich zu meinen Blogartikeln erhalte:
„Ich möchte mich trennen. Meine Kinder sind jetzt 10 und 12 Jahre alt. Wenn ich noch so 5 Jahre aushalte, dann ist das doch bestimmt für die Kinder besser, oder?“ (Theres, 42 Jahre)
„Beim 8. Geburtstag meines Sohnes stand für mich fest, dass ich mich trennen will. Aber für mein Kind habe ich unsere Beziehung weitergeführt. Als mein Sohn 18 Jahre geworden ist, habe ich meinem Mann gesagt, dass ich gehe.“ (Katharina, 45 Jahre)
„Was soll ein Vater tun, wenn die Frau Narzisstin ist und damit die Familie, unser Kind und unser Umfeld zerstört? Wenn ich als Vater immer ruhig bleibe, um mein Kind zu schützen. Darüber sollten sie mal einen Artikel schreiben … (Oliver M., 43 Jahre)
Diese Stimmen zeigen den ungeheuren Zwiespalt, den Eltern leiden, wenn die Beziehung nicht mehr guttut, aber gleichzeitig die Überlegung auftaucht: Was macht eine Trennung mit meinen Kindern? Und kann und will ich das verantworten? Gibt es dafür womöglich ein „bestes Alter“ des Kindes?
1. Das Ideal Familie
Deine innere Zerrissenheit wurzelt in dem Ideal von Familie, das viele Menschen teilen: Die Familie ist ein Ort der Geborgenheit, des gegenseitigen Wohlwollens, der wohlwollenden Entwicklung, der bedingungslosen Zuneigung. Geprägt von Harmonie, Fröhlichkeit, Freundlichkeit, Unterstützung, Wertschätzung und Respekt.
ABER: In dem Moment, in dem du über eine Trennung nachdenkst, existiert dieses Ideal meistens schon nicht mehr. Das weißt du selbst, wenn du dich mit Trennungsgedanken trägst. Und auch wenn du und dein:e Partner:in euch vielleicht nicht groß streitet, merken Kinder oft als erste, dass etwas nicht mehr stimmt: Kinder sind die Seismographen für die Beziehung ihrer Eltern. Du kannst versuchen, ihnen etwas vorzumachen. Aber meistens wissen sie viel besser, was los ist, als du vermutest.
Das ist der Zeitpunkt, in dem du beginnst, nicht mehr authentisch zu sein. In dem du deinem Kind vorlebst, dass es in Ordnung ist, nicht zufrieden zu sein, nicht glücklich zu sein, nicht erfüllt zu sein.
Die Entscheidung für oder gegen eine Trennung hat viele Aspekte: Es geht um dich und deine:n Partner:in, und wie ihr zueinander steht. Es geht um dein Wohl und das deiner Kinder. Es geht um deine innere Klarheit und deine innere Balance; es geht darum wohltuende Grenzen zu ziehen und Lösungen mit Augenmaß zu finden. Kümmere dich sorgfältig um all diese Themen und stelle dir für deine Entscheidung immer auch eine wichtige Frage: Was würdest du deinem Kind in deiner Situation raten?
2. Bestes Alter für eine Trennung oder bestmögliche Trennung?
Bei dieser Entscheidung für oder gegen eine Trennung taucht bei vielen Eltern auch die Frage auf, in welchem Alter Kinder eine Trennung am besten verkraften.
Wie Kinder eine Trennung verkraften, hängt von vielen Faktoren ab: von der Individualität deiner Kinder, aber auch von deiner Persönlichkeit und der deines Partners/deiner Partnerin. Es hängt davon ab, mit welcher inneren Haltung du und dein:e Partner:in durch die Trennung gehen, ob konstruktive Lösungen möglich sind, ob Kommunikation gelingt – all das kannst du beeinflussen. Auch, wie gut du bei dir bist oder wieder zu dir kommst, um deinen Kindern eine echte Stütze durch die Trennung zu sein.
Aus meiner Erfahrung aus vielen Hundert Coachingstunden gibt es jedoch leider nicht DAS Alter, in dem Kinder eine Trennung am besten verkraften. Aber es gibt das bestmögliche Verhalten, das zu einer bestmöglichen Trennung für alle Beteiligten führen kann, egal wie alt deine Kinder sind. Und du selbst kannst hierbei sehr viel beeinflussen, auch wenn dein:e Partner:in nicht mitspielt… und das bestmögliche Verhalten ist für jede Altersstufe deiner Kinder etwas anders.
Teil Zwei: Kinder in jedem Alter gut durch eine Trennung begleiten
Damit deine Kinder eine Trennung am besten verkraften, kannst du viel tun, um sie in jedem Alter gut durch eine Trennung zu begleiten und sie so bestmöglich zu unterstützen.
1. Kinder im Alter zwischen 0 und 5 Jahren
Viele meinen, gerade in diesem Alter könne man sich gut trennen, da Kinder „noch nicht so viel mitbekommen“. Andere sagen genau das Gegenteil: Gerade jetzt bräuchten Kinder Geborgenheit, Nestwärme und Konstanz – also alles das, was eine Trennung erst einmal über den Haufen wirft.
Wie kannst du in der Trennung unterstützen?
Gerade in diesem Alter nehmen Kinder viel über die Atmosphäre in ihrer Umgebung auf. Eine Trennung nehmen sie daher immer wahr. Körperkontakt, kuscheln, spielen, vorlesen, singen, ungeteilte Zeit zu zweit sind wichtig und vermitteln Geborgenheit. Das alles kannst du deinem Kind auch über eine Trennung hinweg allein geben. Aus Erfahrung ist ein gleichbleibender Tagesrhythmus in diesem Alter sehr hilfreich und erleichtert allen den Alltag: Spazierengehen, Spielplatz, Kindergarten, Pausenzeiten, Schlafzeiten, Essenszeiten, alles darf seinen festen Platz haben und gibt gleichzeitig in einer Trennung allen Beteiligten Struktur. Idealerweise handhaben das beide Eltern ähnlich: Eine gute Kommunikation der Eltern ist dabei wesentlich, auch zum Beispiel um die sogenannte Trotzphase einvernehmlich zu handhaben. Bei der Übergabe des Kindes sollten das Lieblingskuscheltier, der gewohnte Schlafsack, Spieluhr, Einschlafbuch, Schnuller & Co. nicht fehlen – also alles Gewohnte wird mitübergeben, möglichst bereits ein paar Tage getragen, das erleichtert das Umgewöhnen.
In diesem Alter lernen Kinder aber auch nach und nach zu unterscheiden: Wenn du und dein:e Ex die Dinge also nach und nach etwas unterschiedlicher handhaben, ist das ok. Wenn du dann noch ab und zu friedliche Zeit zusammen mit deinem/deiner Ex und eurem Kind verbringen kannst – dann ist das ein echter Gewinn und hilft, die Trennung gut zu verarbeiten.
Schwierige:r Ex-Partner:in oder konfliktreiche Trennung?
Von diesem Idealfall bist du oft weit entfernt, wenn dein:e Partner:in schwierig ist, vielleicht ein:e Narzisst:in oder aber die Trennung insgesamt konfliktreich ist.
„Mein Ex ist verdeckter Narzisst, wir haben einen gemeinsamen Sohn von 10 Monaten. Es ist furchtbar. Er weiß überhaupt nicht, wie er mit unserem Kind umgehen soll, er hat auch gar keinen Bock auf so ein kleines Kind. Ich hoffe immer, dass er unseren Sohn an „seinen“ Wochenenden doch nicht will.“ (Julia, 38 Jahre)
„Wenn meine fünfjährige Tochter am Wochenende beim Papa war, ist sie am Sonntagabend komplett durch. Bei meinem Ex darf sie bei den Videospielen dabei sein, lange fernsehen und Limonade trinken. Alles nur, damit er als der beste Papa dasteht.“ (Jasmin, 32 Jahre)
Das ist ein Dauer-Thema bei konfliktreichen Trennungen: Die Trennung wird in unterschiedlichen Ausprägungen auf dem Rücken der Kinder ausgetragen. Hier ist viel Feingefühl nötig, um die Balance herzustellen: Lässt du laufen, was deinem Kind nicht wirklich schadet oder holst du dir Beratung und Hilfe, wenn das Wohl des Kindes gefährdet scheint? Es hilft, zunächst so gelassen wie möglich zu bleiben und zu beobachten, was da läuft und wie es deinem Kind damit geht. Du kannst versuchen, immer wieder mit ruhigen und entspannten Zeiten zu zweit ausgleichen. Wenn du merkst, dass dein Kind unter der Situation leidet, suche dir Beratung und Hilfe. Das kann die Beratung durch einen Rechtsanwalt/eine Rechtsanwältin sein, aber zum Beispiel auch die Erziehungsberatung beziehungsweise das Jugendamt oder Beratungsangebote kirchlicher Träger wie Diakonie oder Caritas.
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2. Kinder im Alter zwischen 6 und 10 Jahren
Gerade in diesem Alter ist viel los und im Umbruch: die Grundschulzeit mit ihren neuen schulischen und sozialen Herausforderungen; meistens beginnen in diesem Alter auch (neue) Hobbies und Sport. Alles ist in Bewegung und wenn dann noch der vertraute Anker Familie wegfällt, kann eine Trennung zu Verlustängsten führen. Eine Folge kann auffälliges Verhalten sein, entweder im sozialen Miteinander mit anderen Kindern oder auch körperlich zum Beispiel durch erneutes Einnässen oder diffuse Kopf-und Bauchschmerzen.
Wie kannst du in der Trennung unterstützen?
Das Wichtigste ist: Du solltest gut bei dir sein und mit dir im Reinen, um deinem Kind in dieser Zeit eine echte Stütze zu sein. Nimm alle Beschwerden bedingungslos ernst, widme deinem Kind immer wieder ungestörte Zeit, wenn es das braucht – und lasse es in Ruhe für sich, wenn es dir signalisiert, dass das jetzt besser ist. Erfahrungsgemäß hilft es sehr, im Tagesablauf eine echte Pause einzuführen, am besten nach dem Mittagessen – die klassische Mittagspause. Wenn dein Kind in eine Schulbetreuung geht, wird diese Zeit dort meistens durch Hausaufgaben und anschließende Aktivitäten angefüllt. Dann solltest du dir und deinem Kind direkt nach dem Abholen eine Pause gönnen – mindestens eine halbe Stunde, gerne länger, jeder für sich, um herunterzukommen und die Eindrücke des Tages zu verdauen. Das bedeutet auch, dass die Tage deines Kindes nicht stundenplanmäßig bis abends durchgetaktet sein sollten mit Sport und Hobbies. Das kann alles später noch erlernt werden; in dieser wesentlichen Umbruchphase sind mentale Ruhephasen wichtiger als Ballett. Wenn du spürst, dass dein Kind innerlich zu unruhig ist, kannst du eine Runde Auspowern einschieben: Spielplatz, Rennen, Toben, Fahrradfahren. Erfahrungsgemäß sind die simplen Aktivitäten hier die besten: Keep it simple, keep it easy.
Schwierige:r Ex-Partner:in oder konfliktreiche Trennung?
Gerade in dieser Zeit kann eine schwierige Ex-Partnerin/ein schwieriger Ex-Partner für viel Unruhe und Verwirrung sorgen.
„Jetzt hat er unserem siebenjährigen Sohn einen Hund geschenkt! Den er nur sehen kann, wenn er beim Papa ist!“ (Kristin, 35 Jahre)
Im Alter zwischen 6 und 10 Jahren sehnen sich Kinder unbewusst nach Aufmerksamkeit und Beachtung der Eltern, vor allem aber durch das gleichgeschlechtliche Elternteil: Der Sohn lechzt nach der Wahrnehmung durch den narzisstischen Vater, die Tochter nach der Akzeptanz der narzisstischen Mutter. Jede kleine Zuwendung wird begierig aufgesogen. Das wird oft ausgenutzt, um das Kind zu beeinflussen und so auch die/den Ex zu ärgern. Meistens kann hiergegen leider nicht viel unternommen werden, auch wenn es dich schmerzt: Nimm wahr, was hier los ist. Versuche so gelassen wie möglich zu bleiben. Gönne deinem Kind die Sonderportion Aufmerksamkeit durch die/den Ex. Steige nicht in den Wettbewerb um die Gunst deines Kindes ein, bleibe bei dir und bleibe emotional bei deinem Kind. Gestalte eure Zeit positiv nach deinen/euren Vorstellungen. Vertraue darauf, dass dein Kind dich so liebt, wie du bist. Wenn du jedoch merkst, dass dein Kind in einem emotionalen Zwiespalt steckt und auffälliges Verhalten zeigt, greife ein und hole dir Beratung und Hilfe wie oben beschrieben.
3. Kinder im Alter zwischen 11 und 14 Jahren
Manche Kinder kommen schon mit 9 oder 10 Jahren in die Pubertät, bei den meisten beginnt sie jedoch in diesem Alter ab 11 Jahren. Pubertierende Jugendliche sind oft nicht Fisch, nicht Fleisch, sie können launisch, zickig, aggressiv oder respektlos sein. Das spiegelt die gewaltigen körperlichen und hormonellen Umbrüche wider, die sie durchleben. Aber auch das Gehirn strukturiert sich in dieser Zeit neu; viele Synapsen werden neu verknüpft. Im sozialen Verhalten bilden sich Rollen und Cliquen heraus; der Freundeskreis wird wichtiger als alles andere – Eltern, Geschwister und oft auch die Schule. In dieser Zeit kann es also sehr knirschen in eurem Verhältnis, und die Trennung der Eltern ist eine zusätzliche Anforderung für Kinder und Jugendliche. Manche kommen damit gut klar und kommentieren teilweise die Trennung ihrer Eltern mit einem „Endlich!“, andere wirft es völlig aus der Bahn.
Wie kannst du in der Trennung unterstützen?
Die Pubertät ist die Phase der Selbstfindung, der Entdeckung der eigenen Rolle im Leben, der inneren Entwicklung und gleichzeitig der Abgrenzung und Ablösung von den Eltern. Das alles ist völlig normal. Die Probleme beginnen meistens erst, wenn du fortfährst, dein heranwachsendes Kind wie ein jüngeres Kind zu behandeln.
Dein Kind ist jetzt langsam alt genug, dass du ihm erklären kannst, was los ist, was dich bewegt und wie es weitergeht mit der Trennung – ohne es dabei zu vereinnahmen. Du kannst ihm verstehbare Elemente schildern, nicht alles auf einmal, sondern eingeteilt und dabei keinesfalls deine:n Ex schlecht machend. Versuche im Gespräch Sicherheit und Klarheit auch für die Zukunft deines Kindes zu vermitteln. Die wichtigste Nachricht ist dabei: dein Kind wird bedingungslos geliebt und ist nicht schuld!
Besonders in dieser Phase ist es wichtig, dass du in gutem Kontakt zu dir selbst bist, weißt, wo du selbst in deinem Leben stehst, um so möglichst gelassen mit den natürlichen Veränderungen deines Kindes umgehen zu können. Erfahrungsgemäß ist übermäßige Kontrolle in dieser Zeit kontraproduktiv, auch wenn du anfangs noch meinst, es geht nicht anders und dir irgendwie alles entgleitet. Loslassen und laufenlassen haben sich sehr bewährt. Du bist nicht mehr Kontrolleur und Aufsichtsturm in dieser Zeit, sondern Leitplanke: Immer dann haltend, wenn die Ausschläge zu groß oder gar selbstschädigend werden, immer dann zur Stelle, wenn es hakt. Idealerweise bist du dir hierin und der fundamental neuen Ausgestaltung der Eltern-Kind-Beziehung mit deiner/deinem Ex einig; so könnt ihr diese Zeit in gutem Kontakt miteinander konstruktiv bewältigen: Straßen brauchen zwei Leitplanken.
Schwierige:r Ex-Partner:in oder konfliktreiche Trennung?
In einer konfliktreichen Trennung ticken die Uhren leider wieder einmal ganz anders. Hier kann es großzügige, anbiedernde Geschenke geben ebenso wie völliges Unverständnis und kalte Distanz. Gleichzeitig entwickeln viele Kinder – aus den Berichten meiner Klient:innen vor allem Mädchen und junge Frauen – in dieser Zeit ein Gefühl für gute Grenzen und lehnen von sich aus den Umgang oder Kontakt zum schwierigen Elternteil ab.
„Meine Tochter ist 11 Jahre alt und will nicht mehr zu ihrem Vater. Er hat narzisstische Tendenzen, ist übergriffig und abwertend, ich kann sie so gut verstehen. Gleichzeitig brauche ich auch einmal Zeit für mich oder muss arbeiten. Sie muss hin und wieder zu ihrem Vater. Aber es zerbricht mir das Herz.“ (Angelika, 42 Jahre)
Das ist ein weites Feld und hat so viele Aspekte, die zu berücksichtigen sind. Versuche, dein schlechtes Gewissen auszuhalten. Schaue, ob konstruktiver Kontakt irgendwie möglich ist: auch dein Kind und dein:e Ex haben ein Recht auf die Chance, eine wie auch immer geartete Verbindung aufzubauen. Sei aufmerksam bei begründeter Grenzziehung durch dein Kind, aber wecke diesen Wunsch nicht. Versuche herauszufinden, woran die Ablehnung liegt und ob mögliche Gründe ausgeräumt werden können. Greife ein und suche dir Beratung und Hilfe wie oben beschrieben, wenn dein Kind nachweisbar leidet oder das Kindeswohl durch den Kontakt nachweisbar gefährdet ist.
4. Kinder im Alter zwischen 15 und 18 Jahren
In diesem Alter ist meistens der Freiheits- und Abnabelungsdrang der Jugendlichen und jungen Erwachsenen unübersehbar. Sie gehen mit Freunden raus, auf Partys und bleiben nachts lange weg – abgesprochen oder unabgesprochen. Sie kommen spätestens jetzt in Kontakt mit Zigaretten, Alkohol und Haschisch. Der erste ernsthafte Freund, die erste ernsthafte Freundin sorgt für Schmetterlinge im Bauch, aber fordert auch neue Positionsbestimmungen: Wer und wie will ich in einer Partnerschaft sein? Schule ist oft „Mist“ und überflüssig und in Diskussionen wirst du mit Thesen konfrontiert, bei denen dir innerlich die Haare zu Berge stehen. Die Trennung der Eltern kann in diesem Alter individuell eine Bandbreite von Reaktionen auslösen – vom Schulterzucken bis zum „Komasaufen“ ist alles dabei.
Viele Eltern spüren das und viele wollen gerade in dieser Zeit instinktiv „bis zum Abi“ durchhalten. Schaue für deine Entscheidung genau auf die Individualität deines jugendlichen Kindes und auf die Atmosphäre in deiner Paar-Beziehung: eine angespannte Atmosphäre in einer zwanghaft aufrecht erhaltenen Partnerschaft kann ebenso überschießendes und übermäßiges Verhalten deines Kindes zur Folge haben wie eine ungute Trennung. Manchmal sind in dieser Zeit ein paar Monate Zuwarten bis zur Trennung aber auch eine echte Hilfe für dein Kind.
Wie kannst du in der Trennung unterstützen?
Ruhig bleiben, gelassen bleiben, einschreiten, wenn Selbstschädigung droht. Gleichzeitig wirst du in dieser Zeit meistens wieder zum geschätzten Gesprächspartner: Lass dich auf die Themen der jungen Erwachsenen ein, nimm sie ernst in ihren Sorgen, Träumen und Wünschen – gerade dann wenn sie nicht mit deinen übereinstimmen. Elterlicher Druck und übermäßige Kontrolle sind meistens kontraproduktiv und führen dazu, dass dein jugendliches Kind erst recht innerlich blockiert. Bei den meisten beruhigt sich vieles tatsächlich in der Oberstufe und der Fokus auf Schule und Abschluss sind auf einmal (wieder) da. Wenn nicht, bist du und dein:e Ex erneut als Leitplanken gefordert, und ihr solltet gemeinsam überlegen, wie eurem Kind geholfen werden kann.
Schwierige:r Ex-Partner:in oder konfliktreicheTrennung?
Je nach dem, wie gut deinem jugendlichen Kind die in dieser Zeit „normale“ Abnabelung auch von einem narzisstischen Elternteil gelingt, kann es bei einer konfliktreichen Trennung jetzt ruhiger werden. Kinder in diesem Alter dürfen bei Trennung der Eltern selbst bestimmen, wo sie wann sein wollen. Es kann sein, dass sie in ihrer Entscheidung durch deine:n schwierigen Ex manipuliert werden, es kann sein, dass sie selbst ein großes Bedürfnis nach Grenzziehung und Distanz haben.
„Bei meinem narzisstischen Ex muss unsere 16jährige Tochter nie Hausaufgaben machen oder lernen oder an ihren Referaten arbeiten. Die machen immer nur alles das, was nett ist und der Rest bleibt an mir hängen. So schafft sie die Schule nie.“ (Marlies, 47 Jahre)
Versuche, konstruktiv zu gestalten, was in dieser Zeit noch beeinflussbar ist. Versuche es mit so wenig Druck wie möglich, sondern mit Anregung, Ermunterung, Aufmunterung. Gestalte gleichzeitig die Zeit mit deinem Kind nicht nur als Lern-Bootcamp, sondern verbringe auch positive, entspannende Zeit mit deinem Kind. Mancher Widerstand löst sich bei einer schönen Unternehmung eher als bei einem ernsten Gespräch auf dem Sofa mit womöglich viel Geschrei. Ändere, was zu ändern ist und hole dir dazu alle Hilfe und Beratung, die es gibt. Und akzeptiere, was möglicherweise nicht zu ändern ist.
5. Erwachsene Kinder im Alter zwischen 19 und 25 Jahren
In diesem Alter gestalten erwachsene Kinder ihr Leben weitgehend selbst, auch wenn sie dabei meistens finanziell noch von den Eltern abhängig sind. Aber auch jetzt ist noch viel los im Leben der jungen Erwachsenen: Ausbildung und Studium, Reisen und Gap-Years, Partnerfindung und Liebeskummer – vieles muss bewältigt werden. Immer häufiger begegnen mir junge Erwachsene, die in dieser Zeit nach Schule und erster beruflicher Orientierung ausgebrannt ins Elternhaus zurückkehren. So treibt die Sorge um die jungen Erwachsenen auch viele meiner Klient:innen um:
„Ich möchte mich trennen, es geht nicht mehr. Unsere beiden Töchter sind 20 und 22 Jahre und zur Zeit im Studium. Wenn ich mich jetzt von meinem Mann trenne, dann nehme ich meinen Töchtern doch ihr Zuhause weg. Ich stecke innerlich fest: Darf ich das?“ (Veronika, 52 Jahre)
„Ich will mich trennen, ich will nicht mit meiner Frau alt werden. Wir haben einen Sohn, er ist 23 Jahre. Er ist etwas labil und hängt sehr an seiner Mutter. Wenn ich mich jetzt trenne, dann habe ich die Befürchtung, dass er in ein Loch fällt und seine emotionale Situation sich verschlechtert. Ich weiß nicht, was ich tun soll.“ (Rainer, 56 Jahre)
Wie kannst du in der Trennung unterstützen?
Jetzt, mit einem erwachsenen Kind, hat sich idealerweise euer Verhältnis nach der oft rumpeligen Pubertät konstruktiv-kooperativ gewandelt. So kannst du dein erwachsenes Kind in diesem Alter meistens anders stützen und unterstützen als durch das Festhalten an deiner Paar-Beziehung, die dir nicht mehr guttut. Im besten Fall bist du Gesprächspartner:in, Mentor:in, Ratgeber:in geworden – wenn um Rat gebeten wird. So kannst du dein Kind vor allem durch emotionale Nähe, aktives Zuhören und konstruktive Diskussionen unterstützen. All das bleibt auch dann, wenn dein Lebensmittelpunkt sich nach einer Trennung verändern sollte. Emotionale Verbundenheit existiert jenseits des Wohnzimmers der Kindheit weiter, zumal dein erwachsenes Kind über kurz oder lang sein eigenes Wohnzimmer nach eigenen Vorstellungen gestalten wird. Aus der Erfahrung sind hier meistens deine Sorgen größer als in der Wahrnehmung deines erwachsenen Kindes. In diesem Alter gilt daher: Suche das ausgewogene, umsichtige Gespräch mit deinem Kind auf Augenhöhe – gerade jetzt geht es.
Schwierige:r Ex-Partner:in oder konfliktreiche Trennung?
Auch in dieser Phase kann der lange Arm der/des manipulativen Ex dein erwachsenes Kind noch erreichen. Aber das gilt für das Aufrechterhalten einer Partnerschaft ebenso wie für eine Trennung. In diesem Alter, in dem es nicht mehr formal um Umgangsrechte geht, kannst du dein Kind zur wohltuenden Grenzziehung ermuntern – und es selbst möglichst vorleben. Manche Kinder narzisstischer Elternteile haben so viel Demütigung, Abwertung und Manipulation erlitten, dass jetzt auch der Zeitpunkt sein kann, therapeutische Hilfe in Anspruch zu nehmen. Rege das vorsichtig an, wenn du merkst, dass dein erwachsenes Kind Bedarf hat und hierfür offen ist – und lass es sein, wenn ein solcher Vorschlag auf völliges Unverständnis stoßen würde. Vertraue darauf, dass dein Kind sich Hilfe holen wird, wenn der individuell richtige Zeitpunkt gekommen ist.
Fazit: Ergreife die Chance auf die bestmögliche Trennung für deine Kinder in jedem Alter
Es gibt also nicht das eine Alter, in dem Kinder eine Trennung am besten verkraften. Wenn du daher eine Trennung für dich sorgfältig abgewogen hast und deine Entscheidung für eine Trennung gefallen ist, triff noch eine weitere Entscheidung, die das Leben aller Beteiligter positiv beeinflussen wird: Triff die Entscheidung für die bestmögliche Trennung für deine Kinder und verpflichte dich innerlich, in gutem Kontakt mit dir selbst hierfür alles zu tun, was in deiner Macht steht.
Idealerweise ist dein:e Ex-Partner:in mit im Boot und ihr beide könnt euch gut um eure Kinder kümmern. Aber auch bei einer konfliktreichen Trennung kannst schon du allein eine Menge bewirken – für deine Kinder, aber ohne dich selbst aufzugeben.
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Bildnachweis: unsplash/Josue Michel